Das Lebenswerk von Werner Brand ist in einer Kunststiftung zusammengeführt worden – Fest auf dem „Bienchenhof“ mit Armin Hott und Xaver Mayer
„Das ist schon immer in meinem Kopf“, schmunzelt der in Hochstadt lebende Maler Werner Brand und freut sich, dass sein Wunsch nun Wirklichkeit ist: All seine Gemälde, aber auch sein Atelier mit Wohnhaus und Garten – kurzum sein komplettes Lebenswerk – sind seit Anfang Juni in der „Werner Brand Kunststiftung“ zusammengeführt. Beim Pressetermin ist nicht auszumachen, wer da mit der Sonne am eifrigsten um die Wette strahlt: Der Künstler, der unter der mächtigen Kastanie in seinem idyllischen „Bienchenhof“ in gewohnter Bescheidenheit aber spürbar freudiger Erregung den Stiftungsrat und die Journalisten empfängt oder Verbandsgemeinde-Bürgermeister Axel Wassyl. Der hatte tatkräftig mit angepackt, um die Urkunde der „Werner Brand Kunststiftung“ in trockene Tücher zu wickeln. Endlich, denn der Gedanke stand schon lange im Raum und war fast schon so überreif, wie die verwesenden Quitten, die in Öl auf Leinwand zu einer Art Markenzeichen des 1933 in Löbau bei Dresden geborenen Künstlers wurden. Schon mit seinem so plötzlich verstorbenen Freund Dieter Hörner, erklärt der unermüdliche 83-Jährige rückblickend, habe er diesen Plan für sich und die Gemeinde ausgeheckt.Denn es sei ihm ein Graus, daran zu denken, dass sein Lebenswerk einmal auseinandergerissen und meistbietend versteigert werde. Und wenn man sich in Hof und Garten, Atelier und Ausstellungsraum – die das Wohnhaus fast organisch umkreisen – umschaut, kann man sich das auch gar nicht vorstellen. In den 34 Jahren, die Werner Brand hier lebt und arbeitet ist alles, auch der Kastanienbaum, aus seiner Hand gewachsen, von seiner Seele durchwoben. Und es soll so bleiben, auch wenn er mal nicht mehr tatkräftig zupacken kann. Zuvor will er aber unbedingt noch eine Sitzbank um die Kastanie zimmern.
Die Vorstandsmitglieder der Stiftung sind Axel Wassyl, Theo Kautzmann, Pia Werling, Alfred Zimmermann und Werner Brand selbst. „Das Vorhandene bewahren und neue Horizonte öffnen“, lautet die Devise, für die schon viele Ideen zusammen getragen wurden. Man will das Werk des Künstlers, der in der Region längst zum „Cézanne der Pfalz“ geadelt wurde, aber überregional in Museen kaum präsent ist, weiter hinaus in die Welt tragen. Umgekehrt sollen die Menschen den „Bienchenhof“ bevölkern. Die einzelnen Gebäude lassen sich in der Nutzung für verschiedene Interessengruppen sinnvoll trennen, meinen die Stiftungsmitglieder.
Raum wird es für Kunststipendiaten genauso geben wie für Seminare und Workshops für Schüler und Kindergartenkinder, die Werner Brand persönlich betreuen kann. Das Ambiente soll Vereinen und Privatleuten für Festlichkeiten zur Verfügung gestellt werden und eine Kulisse für Konzerte und Lesungen bieten. Auch der Silvaner-Wettstreit der Gemeinde wird ab 2017 zu einem festen Termin im „Bienchenhof“ zelebriert. „Wir sind voller Tatendrang und Enthusiasmus,“ meint Pia Werling, die sich wie Theo Kautzmann sogar vorstellen kann, Werner Brands Bilder „zu vermieten“. Der Wahl-Hochstadter, der zuvor in Rülzheim und Speyer lebte, schätzt die „tolle Zusammenarbeit“ und die Tatsache, dass er seiner Stiftung noch selbst das Laufen beibringen und die Richtung beeinflussen kann. Für eine erste Ausstellung hat er aus seinem über 3500 Arbeiten die etwa 100 Wichtigsten ausgewählt. Dieser Querschnitt zeigt bei aller Vielseitigkeit der Motive, dass er sich selbst stets treugeblieben ist – detailgenau und realistisch. Und auch das soll in Zukunft so bleiben, denn Werner Brand wird ja weiterhin in seinem Anwesen wohnen und wirken. Von den vielen Pflanzen, die ihn hier umgeben, rufe ihm seit langem schon ein Kaktus zu: „Bitte male mich“. Zuvor hat er aber – extra zum Stiftungsfest eine Radierung geschaffen, die jeder als Andenken erwerben kann.
Info
Das Fest startet am Sonntag, 26. Juni, 11 Uhr, mit einem Frühschoppen „Nopractice“. Von 13 bis 16 Uhr gibt es Führungen. Eine Kindermalwerkstatt ist von 13 bis 15 Uhr. Druckvorführungen einer Brand-Radierung von Xaver Mayer und Armin Hott von 14 bis 16 Uhr. Ab 16.30 Uhr Musik von Armin Hott und Andreas Hülsenbeck. (ttg)
Quelle
Ausgabe: Die Rheinpfalz – Nr. 135
Datum: Montag, den 13. Juni 2016